Was ist der Unterschied zwischen einem Bodengutachten und einem Baugrundgutachten?

Was ist der Unterschied zwischen einem Bodengutachten und einem Baugrundgutachten?

In der Bau- und Immobilienbranche hört man oft von den Begriffen "Bodengutachten" und "Baugrundgutachten". Obwohl sie häufig synonym verwendet werden, gibt es Unterschiede zwischen den beiden.

Als Bodengutachten bezeichnet man alle gutachterlichen Bewertungen von Boden als mineralischer Feststoff.  Hierzu zählen alle geotechnischen sowie alle geochemischen Gutachten. Das Baugrundgutachten gehört zu den geotechnischen Gutachten und gibt Auskunft, ob der vorhandene Boden hinsichtlich der geplanten Bebauung geeignet ist.
  1. Zweck und Fokus:

    • Bodengutachten: Dieses Gutachten beschäftigt sich hauptsächlich mit der Zusammensetzung und Beschaffenheit des Bodens. Es gibt Aufschluss über die Bodenart, den Wassergehalt, organische Bestandteile und andere physikalische Eigenschaften. Es kann für verschiedene Zwecke, z. B. für landwirtschaftliche oder ökologische Studien, erstellt werden.
    • Baugrundgutachten: Hier steht die Eignung des Untergrunds für Bauvorhaben im Mittelpunkt. Es informiert über die Tragfähigkeit des Bodens, das Grundwasserverhalten, mögliche Setzungen und andere Faktoren, die für die Baukonstruktion relevant sind.
  2. Tiefe der Untersuchung:

    • Bodengutachten: Oftmals wird hier nur die obere Bodenschicht, also der Mutterboden, untersucht.
    • Baugrundgutachten: Es wird tiefer gebohrt und analysiert, oft bis zu einer Tiefe, die für die geplante Bebauung relevant ist.
  3. Verwendung im Bauwesen:

    • Bodengutachten: Dieses Gutachten kann verwendet werden, um zu entscheiden, welche Pflanzen auf einem Grundstück angepflanzt werden sollten oder wie der Boden verbessert werden kann.
    • Baugrundgutachten: Es ist ein essenzielles Dokument für Bauherren und Architekten, um die Bauweise, das Fundament und andere konstruktive Maßnahmen zu planen.

Abschließend lässt sich sagen, dass ein Baugrundgutachten spezieller und detaillierter auf Bauvorhaben ausgerichtet ist, während ein Bodengutachten allgemeiner die Eigenschaften des Bodens beschreibt.

Dass der Begriff „Bodengutachten“ heute auch oft als Synonym für ein Baugrundgutachten bezeichnet wird, ist darauf zurückzuführen, dass das Baugrundgutachten lange Zeit die einzige geologische Untersuchung war, in Zusammenhang mit einer Bebauung des Bodens. Heute ist das Baugrundgutachten lange nicht mehr das einzige Bodengutachten, welches in der Baubranche Einzug erhalten hat. Die geochemische Deklarationsanalyse, welche eine abfallrechtliche Einstufung des Bodens zum Ziel hat, ist längst zum Standard geworden. Die Deklarationsanalyse ist somit ein weiteres Bodengutachten. Unter Laien wird häufig nicht unterschieden. Nicht selten wird somit immer der Begriff Bodengutachten benutzt.

Tipp: Bevor Sie mit dem Bau eines Gebäudes beginnen, sollten Sie immer ein Baugrundgutachten erstellen lassen, um unerwartete Kosten und Risiken durch ungeeigneten Boden zu vermeiden.

Beispiel: Ein Bauherr plant den Bau einer Lagerhalle. Während er für die statischen Berechnungen ein Baugrundgutachten benötigt, muss er für die Entsorgung des Erdaushubes eine Deklarationsanalyse erstellen lassen.

Gut zu wissen:
Unter den geotechnischen Bodengutachten ist das Baugrundgutachten das am häufigsten erstelle Gutachten. Unter den geochemischen Bodengutachten zählt die Deklarationsanalyse zu den geläufigsten Bodengutachten.


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